Es hat etwas gedauert, aber es gab technische Probleme mit der aktuellen Version von Libreoffice.
Auch inhaltlich gab es Probleme: Epikur als Philosoph der Lust hat keine Lust auf Frauen.
Das ist ein Paradox. Und damit interessant.
Das Ergebnis finden sie hier Myschkin f0.50 – Altvater_ Walter
Hier das Kapitel über Epikur:
3. Ohne Frauen kein Schmerz !
Aber auch jene, die den Sinnen den Vorzug gaben unter den Griechen, waren deswegen noch lange keine Freunde der Sinnlichkeit.
So liest man bei Epikur:
„Denn es sind nicht Trinkgelage und fortgesetzte Feste und auch nicht der Genuss von Knaben und Frauen oder Fischen und das übrige Angebot eines reich gedeckten Tischs, was das Leben angenehm macht, sondern die nüchterne Überlegung, die die Gründe für jedes Wählen und Meiden erforscht und diejenigen Meinungen vertreibt, aufgrund von welchen größte Unruhe die Seelen ergreift.“
(Epikur, Ausgewählte Schriften, Brief an Menoikeus, Seite 7, Stuttgart 2010)
Ein merkwürdiger Text, bei dem Frauen, Knaben und Fische gleichermaßen unter die Genussmittel eingereiht werden.
Wenn ich des Altgriechischen mächtig wäre, würde ich diese Stelle einer näheren Betrachtung unterziehen, denn der Zusammenhang zwischen Fischen, Knaben und Frauen erschließt sich mir nicht.
Der „Brief an Menoikeus“ ist ähnlich wie z.B. die Briefe des Paulus im christlichen Umfeld, eine Werbeschrift für die eigene Philosophie, hier der epikuräischen. Da die meisten Werke Epikurs verloren oder verschollen sind, ist es zugleich eines der wenigen originalen Zeugnisse.
Epikur plädiert darin für ein bescheidenes, aber genussvolles Leben.
Er besteht auf der Endlichkeit, auch unserer Seelen und darauf, dass wir unseren Sinnen vertrauen.
Die Lust ist ihm in erster Linie Abwesenheit von Schmerz.
Epikur rät sich von Lüsten fern zu halten, bei denen am Ende der Schmerz überwiegt. Außerdem lässt sich Lust nicht beliebig steigern. Es macht großen Spaß sich genussvoll satt zu essen. Aber sich zu überfressen, macht keinen Spaß. Und die sogenannten raffinierten Genüsse bringen, z.B. beim Essen, nicht unbedingt eine wirkliche Steigerung der Lust.
Die zitierte Stelle ist übrigens die einzige in dem ganzen Brief, in dem überhaupt von Frauen die Rede ist.
Es ist für ihn keine Frage, dass die Liebe zu Frauen nur Schmerz bereitet, jedenfalls mehr Schmerz als Lust:
„Keine Lust ist an sich selbst etwas Schlechtes, aber das, was einige Arten von Lust hervorbringt, erzeugt Störungen, die um ein vielfaches größer sind als die Empfindungen der Lust.“
(Epikur, Ausgewählte Schriften, Die Hauptlehrsätze(Kyriai Doxai), Seite 14, Lehrsatzt VIII Stuttgart 2010)
„Spruch 51
Ich erfahre von Dir, dass die Erregung des Fleisches dich im Übermaß zum geschlechtlichen Verkehr drängt. Wenn du weder Gesetze brichst noch die guten Sitten verletzt, noch einem deiner Nächsten Schaden zufügst, noch dein eigenes Fleisch aufreibst, noch die notwendigen Dinge vergeudest, dann geh ruhig so, wie du willst, deiner Neigung nach. Freilich ist es nicht machbar, nicht wenigstens gegen eine dieser Bedingungen zu verstoßen; die erotische Vergnügung hat nämlich noch nie jemandem genutzt, man muss sogar froh sein, wenn sie nicht geschadet hat.“
(Epikur, Ausgewählte Schriften, Die Vatikanische Spruchsammlung (Gonomologigum Vaticaneum Epicureum, Seite 30, Spruch 51, Stuttgart 2010)
Unmittelbar darauf heißt es im Spruch 52:
„Die Freundschaft tanzt um die Welt und fordert uns alle auf, aufzuwachen zum Glück.“
(Epikur, Ausgewählte Schriften, Die Vatikanische Spruchsammlung (Gonomologigum Vaticaneum Epicureum, Seite 30, Spruch 52, Stuttgart 2010)
Man muss, glaube ich, nicht erwähnen, dass hier bestimmt nur die Freundschaft unter Männern gemeint sein kann, denn wie soll überhaupt eine wahre Freundschaft zwischen Mann und Frau möglich sein, bei der nicht wenigstens feine erotische Schwingungen in der Luft sind.
Die beiden Gegenpole Epikur und Plato treffen sich bei der „platonischen Liebe“. Und vor die Tür hängen sie gemeinsam ein Schild:
„Frauen und Hunde haben hier keinen Zutritt !!!“
Übrigens: Ohne Frauen kein Schmerz ist keine Übersetzung des Bob Marley-Hits „No woman no cry“, denn im jamikanischen Englisch bedeutet „No woman no cry“ sinngemäß ins Deutsche übertragen: „Komm Mädchen, weine nicht !“.
Bob Marley war halt in einer anderen Kultur zu Hause als der griechisch-römisch-christlich-abendländischen !
Und die Freundschaft wird erst dann wirklich um die Welt tanzen und uns alle zum Glück aufzuwachen, wenn diese Freundschaft die Frauen und den Eros gleichermaßen einschließt.